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Die Sonne strahlt und verbreitet ein wohliges Gefühl in mir. Ich bin ausgestiegen und atme tief ein und aus. Die Luft ist fantastisch – warm und erfrischend zugleich.
Ich bin angekommen. Naja, noch nicht ganz. Die kleine Autofähre hier und dann laut Navi noch ein paar Kilometer über Land. Die Straßen hier sind gut ausgebaut, werden aber irgendwie immer schmaler. Aber es fühlt sich so an wie >>Angekommen<<.
Hier ist schon Meer, auch wenn es nur eine Bucht ist, durch die wir mit der Fähre fahren. Außenrum dauert es länger lt. Google. Fast 40 Minuten. Ich hätte die Zeit zwar, aber eigentlich hatte ich mich wirklich schon sehr auf diese kurze Schiffsreise gefreut. Es sind ja nur ein paar Minuten auf dem Wasser. Dann bremst die Fähre schon wieder ab und das Kratzen des eingebauten Stegs an der Anlegestelle ist zu hören.
Angekommen. Weg vom stressigen Job. Weg von der Familie. Weg aus der dreckigen Stadt.
Kein Jahr war härter gewesen als dieses. Im Büro hatte ich das Gefühl gehabt, es geht immer schneller, obwohl es nicht mehr schneller gehen kann. Veränderungen waren die Regel und nicht mehr die Ausnahme. Wie soll ich da denn produktiv sein, etwas leisten? Ich habe einen sehr kreativen Job, wo ich mir immer wieder Zeit nehmen muss, um etwas zu ereichen. Aber wie soll das gehen, wenn in diesem Großraumbüro ständig das Telefon klingelt, ständig der Chef neben dir am Platz steht, ständig die anderen lachen und miteinander herumtuscheln. Ich mag meine Kollegen. Mit ihnen verbringe ich viel Zeit, fast den ganzen Tag. Sie wollen mich hier vielleicht besuchen. Ist ja nicht so weit, haben sie gesagt.Ich glaube nicht dran. Ich habe ihnen ja mal gerade nur den Ort gesagt, wo ich bin. Keine Adresse. Das wird also schwierig.Bei dem Gedanken muss ich lachen.
Ja und da wäre noch die Familie. Das klingt für mich wie ein Hohn. Seit dem Streit mit meinen Eltern ist nichts mehr wie es war. Ich habe die Familienehre beschmutzt. Wie konnte ich auch nur, alle allein lassen. Einfach zu Hause ausziehen? Ich konnte das. Ich kann das! Egal. Ich will diesen Hickhack vergessen. Es geht allen besser ohne mich.
Komisch ist schon, dass heute genau der 1. Dezember ist. Der erste Tag meiner Auszeit. Ich war heute früh einer der ersten, der aufgestanden ist. Alles war bereits im Auto und so kam ich schnell auf die Autobahn. Pausen habe ich nicht viele gemacht. Erst als ich Berlin hinter mir hatte, nahm ich den Fuß vom Gas.
Zurück kommen muss ich erst Mitte Januar. Das ist eine lange Zeit. Wer weiß, ob es nicht länger wird. Erstmal kommt die Weihnachtszeit.Das ist eigentlich nicht so wichtig, denn genau um diese Zeit zu vermeiden, bin ich ja hier.Ich bin das erstemal zu Weihnachten am Meer. Berge wäre passender – ich weiß. Aber ich denke, hier wird nicht viel passieren, wenn in ca. 20 Tagen die anderen in wilder Weihnachtspanik verfallen.
Ich setze mich wieder in mein Auto und fahre langsam von Board. Es ist im Auto durch die knallige Sonne so warm geworden, dass ich die Fenster öffnen muss. Wahnsinn! Anfang Dezember und mit offenen Scheiben am Meer entlang fahren. Nein und ich bin nicht in Italien, sondern an einer deutschen Küste. Ja, ich freue mich, endlich hier zu sein und meine Zeit zu beginnen.
Ich muss aufpassen bei den kommenden steilen Kurven auf der Straße. Dabei sehe ich doch so gern in die Landschaft – gepflügte Felder,dazwischen Baumreihen, die entweder als Windschutz dienen oder die Begrenzung von Feldwegen und kleineren Straßen sind. Hin und wieder taucht auch ein Bauernhaus aus dem Nichts auf. Die Straße kommt dem Meer immer wieder ein Stückchen näher , schlägt einen Haken und strebt zurück in kleine Ortschaften. Gerne möchte ich in den Geraden dazwischen immer wieder so schnell fahren wie möglich. Wenn da nicht diese Kurven wären.
Da ist der Ortseingang. Gleich dahinter ist ein Heim für Mütter mit ihren Kindern auf der linken Seite. Rechts kommt eine Fischgaststätte und dann ist da schon das imposante Kirchgebäude, welches schon von der Fähre aus zu sehen ist. Links zeigt ein Pfeil zum Hafen und ich lenke das Auto von der Hauptstraße in die Straße mit Pflastersteinen. Unten ist schon der Hafen zu sehen und am Ende der Straße fahre ich direkt auf den kleinen Parkplatz.
Das Souvenirgeschäft hat hellblaue Fensterrahmen und unter dem großen Schaufenster sind vielen Holzlatten in gleicher Farbe angebracht. Dieser Laden ist der Anfang oder das Ende der Shoppingmall der Touristen hier und hat alles, was das Touristenherz so begehrt. Ich trete auf die hölzerne Treppe vor dem Laden und öffne die Tür. Klar ist kein Kunde im Laden. Schließlich ist Mittagszeit und alle Urlauber machen Mittagsschlaf. Fast alle. Hinter mir kommt eine Mutter mit zwei kleinen Kindern herein. Die stürzen sich auf die Puppen hinten links und schaffen eine kichernde Geräuschkulisse.
Ich will ja nicht shoppen. Meinen Schlüssel will ich holen. Soll ich holen. Hier.
¨Sind Sie der Gast aus Mücke 12?¨
Ich schaut etwas eigenartig und reagiert zeitversetzt. ¨Meinen Sie mich?¨
¨Ja. Sie! Die anderen kenn ich schon. Kommen jeden Mittag. Kaufen aber erst bei Abreise … wahrscheinlich.¨ Es folgt ein erfrischendes Lachen hinter dem rechts stehenden Verkaufstresen. ¨ Ich bin die Hannah. Und Sie sind der Mieter von Mücke 12. Oder?¨
¨Ja, dann bin ich das wohl. John.¨ Ich bin höflich und schüttel meinem Gegenüber die Hand. Sie schüttelt lang und ausgiebig. Bin wohl angekommen. ¨Woher …¨
¨Heute kommen nur Sie. Und ich habe Sie hier noch nicht gesehen. Das ist mein Job.¨ Wieder war da dieses Lachen.
Naja, nette Menschen gibt es ja hier, muss ich eingestehen. Hauptsache, ich bekomme jetzt meinen Schlüssel. ¨Soll ich mich noch ausweisen oder so?¨
„Ach, Quatsch, John. Ich darf doch John sagen?¨
Ich dachte, klar doch. Das macht doch jeder … ¨Kein Problem … Hannah?¨ Die Dame war vielleicht … 30 …35 … auf keinen Fall meine Tochter, die ich hier nicht habe.
¨Joh, John. Hannah!¨ Wieder ergriff sie meine Hand und schüttelt. Das kann sie echt gut. Mir tut schon der Arm weh. Während ich noch darüber nachdenke, wie lange das jetzt noch so weiter geht, dreht sie sich um und greift in ihre Tasche, die hinten hängt.
¨Das ist der Schlüssel für Mücke 12. Hier ist der Plan und meine Telefonnummer hier im Laden und unterwegs. Schau dir alles an … John. Und wenn was ist, ruf mich an. Ich mache hier gegen 18 Uhr zu und könnte dann nach dem Rechten schauen, wenn du magst.¨
¨ Ich komme schon zu recht. Danke!¨
¨ Ist ja nur ein Angebot. Oder wenn was ist.¨ Sie lächelt freundlich. ¨ Und jetzt kümmere ich mich mal um die Kunden dahinten.¨ Sie zeigt auf die spielenden Kinder.
¨ Ja, gut. Wir sehen uns sicher.¨ Ich will freundlich sein und einfach nur nett.
¨Sicher, John. Du bist ja ein Weilchen da, habe ich gesehen. ¨ Jetzt lächelt sie nicht mehr so stark. ¨Das wird bestimmt eine schöne Zeit hier. So allein und ohne andere.¨
Ich höre beim Verlassen des Ladens das Klingeln des Windspiels und bin überrascht über diese Offenheit. Sagen kann ich nichts. Das hat aber diese Hannah glaub ich auch nicht erwartet. Diese Menschen hier sind schon eigenartig. So kühl, aber so herzlich. Ich mag sie.
Ich werfe einen Blick auf den Lageplan meines Hauses, dreh die Karte ein paarmal hin und her und steuere mein Auto wieder weg vom Hafen. Komisch, aber um mit dem Fahrzeug dorthin zu kommen, fährt man einmal ¨ um den Pudding¨. Zu Fuß wäre ich schneller gewesen. Nein, es IST kürzer zu Fuß.
Diese ¨Mücke 12¨ ist am Ende des Ortes. Hier wohnen keinesfalls nur Urlauber. Das sieht danach aus, als wenn hier Familien wohnen. Auch Kinder! Wird das was mit der Ruhe? Hoffentlich! Ich biege ein letztesmal nach links und stehe vor einem Tor.
Hinter diesem Tor und umschlossen von mannshohen Hecken liegt mein Domizil für die kommenden Wochen. Das Haus hat dunkelrote Holzplanken und weiße Fensterrahmen. Es fällt mir schwer, den ganzen Umfang des Hauses zu erahnen. Der Efeu hat an zwei Stellen schon das Dach erobert. Noch ein paar Jahre und das Grün könnte den Kampf gewinnen. Um das Haus herum ist ein gepflegter Garten, der jetzt im Dezember nichts mehr erblühen lässt. Hinter dem Haus tront eine Baumreihe, die selbst den oberen Stock des Hauses übersteigt. Dann ist da aber das, warum ich hier bin – das Meer. Zwar ist hier nur eine tiefe langgezogene Bucht, aber das ist nicht wichtig. Wenn ich brausende Brandung brauche, fahre ich an die Nordküste.
Ich lasse das Auto vor dem Tor stehen und nehme meine erste Tasche mit. Ich habe viel eingepackt – sinnloses und zweckloses ist sicher zu Hauf dabei.
Ich öffne die Tür und stehe mitten in der Küche, die um mich herum im typischer Kasettenoptik verbaut wurde. Dahinter ist die gute Stube mit einem großen Sofa mittendrin. Ich schmeiß die Tasche daneben und mich auf diese Wohlfühloase. Wow, der Blick geht durch die lichteren unteren Zweige der Baumreihe direkt auf das Wasser. Erst kurz danach fällt mein Blick auf die Schatztruhe als Coachtisch vor mir. Hier steht ein buschiger Weihnachtsstern mit eine kleinen Karte davor.
>>Hallo John, willkommen hier in deinem Zuhause auf Zeit. Wir haben uns sicher vorhin schon kennengelernt, wenn du den Schlüssel bei mir abgeholt hast. Jetzt aber fängt dein Urlaub an – mit Vergessen, verzeihen, träumen und realisieren. Grüße Hannah<<
John ist zuerst verwirrt, dann beeindruckt. Was weiß diese Hannah? Oder ist das Standard für alle Mücke 12er? Na,auf jeden Fall bin ich angekommen.
***
2
Ich habe lange geschlafen. Das Schlafzimmer ist im oberen Stock direkt unterm Dach. Die Holzbalken sind gut zu erkennen und wirken äußerst stabil. Hier gibt es ein Giebelfenster mit Südblick, so dass ich die Sonne noch nicht direkt sehen kann. Aber es ist schon hell.
Ich habe seit meinem letzten Blick auf Google Maps auf der Fahrt hierher nicht mehr auf mein Smartphone geschaut. Ich habe es aus dem Auto heraus genommen und irgendwo in der Stube abgelegt. Wer weiß ob es überhaupt noch an ist? Es ist nicht wichtig. Es ist hier nicht wichtig. Das erste Lächeln des Tages huscht über mein Gesicht.
Kaffee! Aber das muss sein. Ich klettere über die schmale Stiege hinunter. Die Kaffeemaschine war einer der Must-haves in meinem Gepäck. Ich atme diesen genialen Geruch ein und öffne das Wohnzimmerfenster. Von draußen kommt sofort kalte Luft herein und erinnert mich daran, dass es Winter wird. Ist ja auch kein Sommerurlaub.
Heute beginnt also die Zeit ohne alles. Das klingt verheißungsvoll und unheimlich schön. Nichts tun. Nur nichts tun. Und heute, am ersten Tag in „Mücke 12“, fange ich mal damit an. Ich nehme den köstlichen Kaffee, wickle mich in meinen Bademantel und gehe auf die Terrasse hinter dem Haus.
Die Bäume rauschen. Oder ist es das Meer? Da muss ich gleich hin. Das habe ich mir schon im Bett vorgenommen. Gestern Abend hab ich nur eine kurze Runde dort gemacht. Es gibt hier viele hochmotivierte Jogger und unzählige Hundebesitzer, die am Wasser Gassi gehen. Das stört mich ehrlich gesagt wenig. Ich kann mit Hunden zwar nichts anfangen, aber jeder kann das tun, was ihm gefällt. Ich bräuchte das nicht. Ich muss ja nicht noch das Leben eines anderen Wesens managen. Das ist mir aktuell zu viel. Auch das Joggen ist nicht mein Ding. Radfahrern vielleicht, wenn ich hier ein Rad leihen kann. Es darf nur nicht zu anstrengend sein. Wie gesagt will ich ja eigentlich gar nichts tun.
„Hallo Herr Nachbar, sind Sie gut angekommen hier in Mücke?“ Hinter der hohen Hecke taucht ein Kopf auf. „Entschuldigen Sie, aber hier bleibt nichts unentdeckt.“
Ich bin verwundert, wie ich direkt angesprochen werde. Hier ist ja wirklich nichts geheim. Da klingelt niemand an der Tür. Nein, da wird direkt über den Zaun gerufen. Ach, ein Zaun ist da ja gar nicht. Hier ist eine Hecke. Wie kann dieser Kopf darüber schauen? Der Kopf gehört zu einer Frau mit grau blonden Haaren mit Dutt. Weil ich nicht gleich reagiere, kommt auch noch ein Arm dazu, der mir zuwinkt.
Ich wundere mich weiterhin. „Sie müssen ein Riese sein, wenn Sie über die Hecke schauen können. “
„Ach, nein.“ Der Kopf verschwindet. Kurze Zeit später steht diese Dame vor meiner Gartentür und winkt erneut. „Ich habe ehrlich gesagt einen Hocker. Sonst könnte ich nicht drüber schauen.“ Sie sagt das mit einer Selbstverständlichkeit, als wenn es ihre Pflicht ist, zu spionieren. „Dürfte ich mal reinkommen?“
Ich stelle fest, dass ich noch im dicken Bademantel hier stehe. Die frische kalte Luft ist sehr angenehm, so dass mich dieser Sachverhalt soweit noch nicht gestört hat. Nur Besuch zu empfangen ist bis jetzt noch nicht mein Plan. „Ich bin noch nicht Stadtfein, werte Dame!“
„Das macht mir nix!“ Das Gartentor schwingt auf. „Ich bin die Gerda. Aber die anderen nennen mich auch Tante Emma.“
„Bitte?“ Ich höre Gerda und Emma und bin ein weiteres Mal verwirrt.
Die Gerda-Emma streckte mir ihre Hand entgegen. „Macht nix!“ Sie wiederholt sich und steht wippend vor mir.
„Gerda. Tante Emma nennt man mich, weil ich den Edeka unten im Dorf leite. Ich kann alles besorgen. Ich habe hier ein gewisses Monopol.“ Sie lacht wie ein Monarch.
Plötzlich klingt diese Frau für mich sehr interessant. Ich habe mir schon Gedanken gemacht, wie das hier mit der Verpflegung wird. Klar kann ich mit dem Auto überall hinfahren, aber das ist nicht mein Ziel. Die Edeka-Monopolisten wohnt also nebenan – sehr gut.
„Hallo Gerda! Schön dich kennenzulernen. Darf ich … du sagen?“ Ich bin über mich selbst überrascht und hole zum nächsten Schlag aus. „Möchtest du einen Kaffee?“
„Welchen hast du?“
„Georg Clooney!“
Sie stößt eine kleinen Freudenschrei aus. “ Perfekt. Das ist der Beste.“ Sie macht eine Bewegung in Richtung Terassentür, bleibt aber kurz davor stehen. „Ich habe den nicht im Angebot. Die wollen nicht, dass ich den verkaufe. Da muss ich immer erst bis zum Festland fahren. Leider.“
Ich eile an ihr vorüber und habe fast vergessen, dass ich immer noch einen Bademantel anhabe. Während ich in der Küche ankomme, steht Gerda alias Emma bereits neben mir und inspiziert meine Kaffeemaschine.
„Schickes Gerät.“
Ich lege eine Kapsel ein und drücke die Lungotaste. Das schnurrende Geräusch macht die Küche zu MEINER Küche. Und Gerda sitzt schon am Küchentisch. Ich habe das erstemal die Gelegenheit, sie ein bisschen näher zu betrachten. Sie hat zwar graue lange Haare, die zu einem schnellen Dutt hochgebunden wurden, aber sie wirkt noch nicht so alt. Naja, sie wirkt noch nicht SO alt. Ich tue mir schwer dabei. Sie ist schick gekleidet und trägt ihren eigenen Stil. Sie sitzt halt an der Quelle – die Tante Emma.
„Bitte sehr.“ Ich stelle die Tasse vor ihr ab. „Ich muss heute auch noch in den Supermarkt. Ich habe nicht viel und das Wochenende steht vor der Tür.“ Insgeheim erhoffe ich eine bestimmte Reaktion.
„Ach, das ist kein Problem, John.“ Wann habe ich meinen Vornamen genannt?
„Warum nicht?“
„Mein Mann kommt nachher noch in den Laden und bringt den Proviant für die kommenden Tage für uns mit. Er bringt einfach etwas für dich mit.“ Bingo! Das will ich hören.
„Ich mache einfach einen Zettel.“
Gerda protestiert. „Unsinn. Ich stelle einfach eine Willkommenspaket zusammen.“
Sie trinkt einen kräftigen Schluck und atmet tief durch. „Bezahlen kannst du dann beim nächsten mal. Bei mir schreibt man an.“ Wieder trinkt sie den heißen Kaffee, als wenn er schon kalt ist.
„Sehr gut.“ Also muss ich nicht auch erstmal nicht um Bargeld kümmern. Die Welt gefällt mir.
„Ich schicke meinen Mann nachher bei dir vorbei.“ Sie steht auf und nimmt mich in den Arm. “ Willkommen, John.“
Diesmal geht sie direkt zur Tür und öffnet diese mit einem schnellen Schwung. „Geh zum Strand. Genieße das schöne Wetter heute.“
Ich nicke und winke. „Mach ich. Sonst noch ein Tipp für einen Aussiedler?“
Gerda stockt. „Natürlich. Ich denke, Hannah kommt morgen vorbei und wird nach dem Rechten schauen. Wenn du nett bist, wird sie dir die Insel zeigen. Sei nett zu ihr!“ Sie schließt die Tür. So schnell wie sie da war, ist sie auch wieder weg.
***
3
Der Wind bläst gleichbleibend stark aus nordwestlicher Richtung. Es fühlt sich hier am Meer so an, als wenn eine Windmaschine gleichmäßig läuft – kein Aufwallen, kein Abflachen. Auf den Wangen wird die kalte Fläche langsam größer. Die Nasenspitze ist schon länger ein eingefrorener Temperatursensor. Die Augen neigen zum Tränen und die Nase neigt zum Laufen. Der Körper ist in eine dicke Winterjacke gepackt, die momentan weder Wind noch Kälte durchlässt. Lediglich an den Händen lässt die Beweglichkeit der Finger immer weiter nach.
Die Beine fühlen sich noch warm an. Dank der Füße, die sich immer weiter bewegen, habe ich auch in den Zehenspitzen nur wohlige Wärme. Ihnen geht es gut.
Das Wasser weiter draußen ist unruhig, die Wellen tanzen hin und her und lassen kein Muster erkennen. Umso weiter es sich dem Land nähert, bekommt es eine Schaumkrone, die aufsteigt und schnell wieder abfällt. Die Wellen, die sich in Richtung Strand bewegen, halten diese Kronen. Sie werden sogar immer größer und fallen nach vorn über. Sie fallen aber nicht richtig, sondern sehen so aus, als wenn sie vor der restlichen Welle weglaufen. Sie sind am Anfang nur ein bisschen schneller, gewinnen aber immer mehr Abstand zur Welle. Immer mehr Schaum liegt oben drauf. Ist der Abstand der Schaumkrone zu groß geworden, dann fällt sie immer schneller nach vorn und ergießt sich an den Strand. Zum Erholen kommt das Wasser aber nicht. Es wird sofort wieder ins Meer zurückgezogen.
Jede Welle formt den Sand. Sie schiebt ihn ein bisschen vor sich her und nimmt ihn unter sich im Zurücklaufen wieder mit. Die kleinen bunten Steinchen im Sand rollen dabei hin und her. Wenn sie lange genug rollen, verlieren sie Ecken und Kanten, werden runder und kleiner. Manchmal glitzert etwas dazwischen. Ist es Bernstein oder Glas? Der Gedanke ist noch nicht zu Ende gedacht, da ist das Glitzern schon wieder weg. Gezögert und verloren.
Ich laufe so dicht am Wasser, dass die Schuhsohlen Abdrücke hinterlassen. Den Fuß wieder zu heben, macht ein wenig Mühe, denn der Schuh saugt sich scheinbar fest. Dann bleibt der Abdruck. Die nächste Welle kommt und der Abdruck zerfällt langsam und unaufhörlich. Jede nachfolgende Welle macht das Werk des Schuhs wieder zu nichte.
Ich laufe zügig und ohne lange irgendwo zu verweilen den Strand entlang. Jeder Schritt gibt mir mehr das Gefühl der Freiheit und Unabhängigkeit. Jeder Schritt schafft eine Verbundenheit mit diesem Fleckchen Erde und trennt mich mehr von dem, was ich hier nicht vermisse. Vor einem Jahr fieberte ich noch auf das Weihnachtsfest hin, hatte Geschenke bestellt oder gekauft, wollte die Vorjahre mit deren materiellen Wert übertrumpfen, in dem was ich ausgesucht hatte. Geben ist seeliger denn nehmen. Ich hatte verlernt, mir selbst das zu geben, was ich am meisten brauche – Kraft für die nächste Zeit.
Der Strand ist fast menschenleer. Man kann weit sehen. Punkte in der Ferne werden langsam größer, werden menschliche Gestalten und schlendern an mir vorüber. Niemand kennt mich. Gegrüßt wird trotzdem.
Gleich nach dem Frühstück bin ich aufgebrochen. Mein Kühlschrank und die Speisekammer ist voll gefüllt. Dafür hat die Gerda gesorgt. Ihr Mann kam gestern mit einem vollen Kofferraum. Nein, weit gefehlt – das war nur für mich: Fleisch, Wurst, Käse, Obst und Gemüse. Die Krönung war die Kiste Prosecco. Ich habe mir sicherheitshalber die Rechnung nicht angeschaut. Ich glaube, ich brauche nicht viele weitere Dinge bis zu meiner Abreise.
Heute soll nun die Hannah an die Tür klopfen. Die Gerda sprach ja von nachmittags. Da bleibt noch genügend Zeit für ein Nickerchen davor. Ich weiß nicht genau, was ich von dieser Sache halten soll. Ich habe mit Hannah gestern nur kurz telefoniert. Sie fragte, ob alles in Ordnung sei. Ich bejahte das. Anschließend kam nur ein kurzes: „Gut. Ich komme dann morgen. Bis dann!“ Das macht mich echt nachdenklich. Sie hat nicht gefragt, ob es mir passt, ob ich das überhaupt will! Scheinbar weiß hier jeder Bescheid, was für mich am besten ist. Allerdings weiß ICH scheinbar gar nichts davon.
„Der macht nichts. Der will nur spielen.“ Ich dachte zuerst, hier erzählt jemand einen Witz, aber es kommt ein echter Hund auf mich zu gerannt. Ich hab es nicht so mit Hunden, schon gar nicht mit Hunden, die auf mich zugerannt kommen. Ein guter Freund hat immer zu mir gesagt: Am besten stehenbleiben, wenn ein Hund auf dich zukommt. So bleibe ich stehen.
„Entschuldigung. Lara ist noch jung. Sie hört nicht immer.“
„Das sollte sie aber, oder?“ Ich suche nach der Stimme des Besitzers.
„Das ist wohl wahr.“ Nicht ein Hundebesitzer sondern eine -besitzerin kommt auf mich zu. Sie macht aber keine Anstalten, den schnuppernden Wauzi einzufangen. Statt dessen schlendert sie weiter direkt auf mich zu.
Das schnüffelnde Etwas ist wohl ein brauner Labrador. Viele Hunderassen kenne ich ja nicht. Er wedelt freudig mit dem Schwanz. Eigentlich wedelt er mit dem ganzen Körper und sprüht eine Energie aus, die kaum vermuten lässt, wo diese herkommt.
Wie gesagt. Eigentlich mag ich keine Hunde. Somit schaue ich auch lieber zur Hundebesitzerin. „Solange er mich nicht anspringt.“
„Das tut sie nicht. DAS haben wir ihr abgewöhnt.“
Ich hoffe, dass sehr viel Wahrheit in den Worten steckt. „Na dann ist ja gut.“
Ich denke, das Gespräch ist schon beendet und will noch einen guten Weg wünschen. Nein, das war ein Fehler.
„Sie sind nicht von hier? Ich kenne hier jeden!“ Die letzten Worte waren sehr provozierend, aber brachten mich zum Lächeln.
„Bei intensiver Betrachtung bin ich nicht von hier. Gefühlsmäßig schon.“ So! Futter für den Geist für mein Gegenüber. Ich bin gespannt, wie sie jetzt reagiert.
„Ach, das Insel-Phänomen. Das kenn ich gut.“ Sie spielt mit. Sehr gut.
„Da ja hier scheinbar immer alle alles wissen. Haben Sie eine Ahnung, wer ich bin?“ Ich reize weiter.
„Da ich keine Hellseherin bin, leider nicht. Aber ich kann es vielleicht einkreisen?“ Sie wechselt ihr Laufrichtung und geht langsam mit mir mit. Komisch – hatte ich sie eingeladen?
„Ich hoffe, Sie haben den gleichen Weg. Ich komme von da und gehe da entlang.“ Mit meinen Armen mache ich ausladende Bewegung.
„Das ist mir egal.“ Sie schaut nach unten auf den Sand und schiebt sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie hat ein interessantes Gesicht mit vielen Sommersprossen, kleinen Grübchen um den Mund und Augen, denen man sofort ansieht, wenn sie lächeln. Ich kann ihr Alter sehr schlecht schätzen, nicht nur ihr Alter – generell bei Menschen. Na, wie auch immer. Sie trägt einen grünen Parker, eine Jeans und über den beigen Halbstiefeln farbig passende Stulpen. Da ist nichts dem Zufall überlassen worden, würde ich sagen. Die dunkelblonden Haare hat sie zusammen gebunden. Nur vorne kämpft sich eine Strähne immer wieder den Weg vor ihr Gesicht. Ich habe Zeit, die Dame zu betrachten, denn während wir so zusammen gehen, schweigt sie. Ich weiß nicht warum, aber an mir liegt es hoffentlich nicht. Sie läuft ja schließlich mit mir. Der Labbi schnüffelt rum, rennt immer wieder ins Wasser und wieder zurück. Ich schau ihm zu und dann wieder auf meine Begleiterin.
„Lara heißt ihr Hund. Darf ich auch erfahren, wie Sie heißen?“ War das plump? „Also, ich meine, nur für den Fall, dass ich Sie nochmal treffen sollte.“
„Dann reisen Sie also nicht bald wieder ab?“
„Nein, keinesfalls.“ Ich schaue schüchtern auf den Boden.
„Ich würde mich freuen, auch ein weiteres mal mit Ihnen spazieren gehen.“ Sie bleibt stehen und reicht mir die Hand. „Ich bin Andrea. Und Sie sind … John aus der Mücke 12. Hab ich recht?“
Na klar hatte sie das. Hier wissen doch scheinbar alle Bescheid. Das macht mich langsam fertig.
„Ich frag lieber nicht.“
„Was denn?“
„Woher Sie das wissen?“
„Bleiben wir beim Du, okay?“
Ich nicke gleichgültig. „Klar.“
„Sehr gut.“
Wir laufen wieder schweigend nebeneinander her. Ich finde es mit der Weile spannend. Dieser Spaziergang verläuft völlig anders als ich mir gedacht habe: Ich gehe hier am Strand zusammen mit einer interessanten Frau und ihrem Hund, der nicht hört, aber wohl keinen anspringt.
„Wie alt ist die Lara?“ Ich denke, Smalltalk ist jetzt angebracht, wenn ich schon nicht ohne Worte allein spazieren kann.
„2 Jahre und 6 Monate.“
„Das ist noch jung, oder?“
Sie schaut mich breit grinsend an.“ Du kennst dich nicht mit Hunden aus, oder?“
„Nein.“ Das war schon mal nichts.
„Hast du den Hund als Welpen bekommen?“ Ich versuche es weiter. Und ich versuche es mit dem Du.
„Ja fast. Zumindest war er noch sehr klein.“ Jetzt wirkt Andrea nachdenklich. „Meine alte Hündin ist kurz danach leider verstorben.“
„Das ist aber schade.“
„Das gehört dazu – Leben und Sterben.“ Andrea schaut auf. „Ich lebe mit Lara im jetzt und hier.“
Ich bin wieder verwirrt, wie schnell diese Verrückte neben mir sich wandelt. Sie war doch eben noch traurig gewesen? Ich verstehe das nicht wirklich.
„Wohnst du weit weg von hier?“
Andrea schaut kurz hoch und zu mir, bevor sie antwortet. „Ich wohne eigentlich um die Ecke. Das ist hier Laras Gassirunde.“ Dann spricht sie weiter. „Wir sind gerade auf dem direkten Weg zurück. Vorn an dem Dünenaufgang biege ich rechts ab.“
Schade! Dann werden sich also unsere Wege trennen. Ich muss drehen und dann wieder den Strand zurück. Ich glaube nicht, dass Andrea einfach so geht. Nichts auf dieser Insel passiert einfach so.
„Ich muss dann umdrehen.“ Gleich danach schaue ich auf die Reaktion von Andrea.
„Ach, warum?“ In ihren Augen ist gut zu erkennen, dass sie einen anderen Plan hat. „Wir haben uns getroffen und dann können wir auch einen Tee zusammen trinken. Ich habe frische Minze im Sommer getrocknet. Mein Minztee ist unschlagbar, John.“
„Woher kennst du meinen Namen?“
„Magst du Minztee?“ Mit keinem Wort geht sie auf meine Frage ein.
„Ich liebe Tee aus frischer Minze.“ Na dann nicht, denke ich mir.
„Dann kommst du mit? Es ist nicht mehr weit. Wie gesagt: nur noch ein paar Schritte. Lara, hier!“ Sie nimmt den Hund an die Leine und bewegt sich langsam vom Wasser weg.
„Tee ist super. Ich habe ja dann noch einen weiten Weg zurück .“ Den geh ich dann wohl alleine.
„Bis zur Mücke 12? Stimmt, wenn man am Strand lang läuft, ist der echt lang. Du kannst aber auch vorn an der Straße zurück. Dann ist es nur die halbe Zeit. Gibt sogar einen Bürgersteig. Verlaufen kann man sich nicht.“
„Ich werde es mir merken.“ Ich finde den Strandweg jetzt schon idyllischer.
Andrea öffnet ihr Gartentor. Hier in der Nähe stehen ein paar niedliche Häuschen gleich hinter den Dünen. Hohe Kiefern lassen diese Siedlung wie Häuser im Wald wirken. Aber die Häuser sind nicht sehr groß. Höchstens ein ausgebauten Dachboden bringt den meisten Häusern ein bisschen Profil. Das Haus mit dem Gartentor, durch das ich gerade gegangen bin, sieht frisch geweißelt aus und auch sonst sehr gepflegt. Der Weg vom Tor bis zur Haustür ist kurz und gepflastert mit abgeschliffenen, bunten Feldsteinen. Da es ja schon Dezember ist, ist nicht viel Grünes im Garten zu sehen. Im Sommer ist es bestimmt schön bunt hier. Ich bin jetzt schon neugierig auf das Innere des Hauses.
„Passiert dir das öfter? Jemanden so zum Tee einladen?“ Die Haustür ist alt und knarrt.
„Eher nicht. Zumindest selten jemanden, den ich vorher noch nicht kannte.“ Andrea hängt gleich an der Garderobe hinter der Tür ihre Jacke auf. „Fühl dich also geehrt, John.“
Ich ziehe meine Jacke aus und schlüpfe aus den Schuhen. „Keine Angst davor, dass ich vielleicht etwas Böses im Schilde führen könnte?“
„Wenn du Laras Zähne spüren möchtest?“ Ihr Stimme kommt aus einem der Räume. Ich gehe hinterher. Das ist die Küche.
„Ich bin sehr friedlich. Dafür bekomme ich ja einen Tee. Wohnst du hier alleine?“
„Mit meiner Schwester. Wir sind noch nie getrennt gewesen. Also, wir haben noch nie getrennt voneinander gelebt.“ Andrea hat Wasser in einen Teekessel gefüllt und bereitet jetzt die Teekanne vor.
„Oh, eine Schwester.“ Irgendwie ist mir klar, dass ich immer mehr Menschen auf dieser Insel kennenlernen werde. Warum nur in so kurzer Zeit?
„Hier ist unsere gute Stube.“ Andrea führt mich in ein Zimmer mit Dielenboden und plüschigen Sesseln. Ich nehme auf einem der Sessel platz. Besser gesagt, falle ich auf einen Sessel mit unendlich vielen Kissen. Hier wird Wiederaufstehen echt eine Herausforderung. Andrea reicht mir eine Tassen mit duftendem Pfefferminztee und setzt sich mir gegenüber. Bei ihr sieht das Hinsetzen weitaus eleganter aus.
¨Schmeckt dir der Tee?¨
¨ Er ist grandios.¨ An das du kann ich mich schwer gewöhnen. So bin ich nicht.
¨Darf ich das was fragen, John?¨
¨Natürlich.¨
¨Was machst du so kurz vor Weihnachten hier auf der Insel?¨
Ich stelle meine Tasse auf den Glastisch. ¨ Abschalten!¨
„Und deine Familie?“
„Die kommen sicher ohne mich zu recht. Es ging schon seit Anfang November nur um das Abendessen am Heiligabend, die Weihnachtsfeiertage und die Geschenke. Meine Tochter hatte eine lange Liste hochpreisiger Dinge erstellt. Mein Sohn war nicht besser: eine PlayStation vom feinsten.“
„Aber deine Frau?“
„Da steigere ich mich rein. Immer mehr und mehr.“ Ich winke ab.
„Verstehe.“ Andrea schaut mich intensiv an.
„Aber: ich habe die Reißleine gezogen. Einfach weg!“
„Das heißt, sie lassen dich in Ruhe?“
„Ich hoffe.“ Ich nehme ein Schluck des köstlichen Tees.
„Wir sind Weihnachten auch zu Hause.“
Ich zögere kurz. „Deine Schwester und du?“
„Ja. Es ist immer sehr schön. Spätestens ab dem 4.Advent sind kaum noch Touristen hier.“
Ich lehne mich zurück auf dem kuscheligen Sessel und atme tief. „Ich hoffe auf viel Ruhe ohne Arbeit und ohne Familie.“
„Was willst du sonst so tun? Die Insel bietet um diese Zeit eigentlich nur Wind, Sand und Meer.¨
¨Das ist genau das richtige.¨ Ich schaue zu Andrea, warte kurz und bin plötzlich ein bisschen mutig. ¨ Und nette Menschen kennenlernen. Ich bin den dritten Tag hier und hab schon ein paar davon getroffen.¨ Mir gefällt diese Andrea, obwohl sie so gar nicht dem Typ von Frau entspricht, dem ich in der Großstadt nachgeschaut hätte. Ich spüre auf einmal, dass Flirten Spaß macht. ¨ Ich würde mich freuen, wenn wir uns vielleicht noch einmal mit deinem Hund zum Spaziergang treffen können. Wie gesagt, ich bin noch ein Weilchen hier.¨
Andrea, die mir bisher sehr souverän gegenüber saß, ist ein bisschen verlegen. Treffer! Ich bin mutig und werde dafür belohnt. Dieser Urlaub gefällt mir immer besser.
¨ Ja, gerne. Ich gehe jeden Tag mit Lara …¨
Die Haustür ist zu hören. Kurz danach vernehme ich ein weibliche Stimme. ¨Lara, du weißt, ich mag das nicht.¨ Die Stimme klingt sehr energisch und streng. ¨ Ich sagte, lass das!¨ Ruhe! Nur das Geräusch von Schuhen kommt noch aus dem Flur.
Keine Ahnung, was die Lara da mit dem Eindringling machte. Es scheint der Person nicht zu gefallen.
¨Meine Schwester.¨ Andrea ist plötzlich wieder sehr gefasst. Sie macht keine Bewegung zu Tür, sondern setzt ein umwerfendes Lächeln auf. ¨Noch etwas Tee?¨
Andreas Schwester scheint nicht die Person zu sein, über deren Erscheinen sich Andrea jetzt überschwänglich freut.
¨Sie mag Lara nicht. Leider.¨ Ich mag ja auch keine Hunde bisher, aber Lara ist schon ganz nett.
¨ Das ist schade. Ich mag die Lara.¨ Hatte ich das gesagt? Eigentlich mag ich die Andrea, wenn ich mal ehrlich bin.
Andrea strahlt und nimmt meine Tasse. ¨ Ich mach uns noch einen.¨ Sie steht auf und öffnet die Stubentür.
¨ Oh, wer ist denn da?¨ Im Türrahmen steht die Schwester von Andrea – Hannah, meine Vermieterin.
***
4
„Na, hab ich dich geweckt?“
Ich versuche mir den Schlaf aus den Augen zu reiben und halte das Telefon an mein Ohr. Wer zum Teufel hat ein Telefon neben das Bett in einer Ferienwohnung positioniert? Jeder Urlauber telefoniert sicher selten vom Festnetz und schon gar nicht vom Bett aus. Ich bin deutlich verwirrt und versuche nebenbei die Situation zu verstehen. Was mache ich hier? Und wer ist dieser Anrufer?
„Hannah? Bist du das?“ Ich steh vom Bett auf.
„Ja, gut erkannt. Naja, wobei eigentlich – das ist keine Glanzleistung. Schließlich sind wir uns ja gestern schon wieder mal über den Weg gelaufen.“ Sie lacht deutlich und laut ins Telefon.
Ich denke mir nur dabei, dass ich sie bereits jeden Tag gehört oder gesehen habe. Da ist das Erkennen der Stimme jetzt wahrlich keine Glanzleistung. Aber ich spare mir diesen Kommentar. Hey, hallo – ich bin noch nicht mal richtig wach.
„Hab ich gestern was vergessen?“ Ich kann mir sonst keinen Grund vorstellen, warum sie zu dieser frühen Morgenstunde sonst anruft.
„Nein, es war doch ein netter Nachmittag.“ Na gut. Hier auf der Insel leiden scheinbar einige an einer partiellen Zeitverschiebung: Es ging bis in den Abend rein!
„Stimmt. Was für eine Überraschung war es, dich zu sehen.“
„Ja.“ Sie lacht laut. „Das kannst du sagen. Ich hatte einen Mordsspaß.“
Das habe ich gemerkt: Sie war zu uns ins Wohnzimmer gekommen und hat mir versucht zu zeigen, was sie und ihre Schwester unterscheidet. Andrea kann dies nicht. Andrea kann das nicht. Andrea ist da nicht so gut. Und was macht die gute Andrea, während ihre Schwester kein gutes Haar an ihr läßt? Nichts. Sie wurde immer verschlossener. Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen und manchmal entwich ihr ein Nein-das-stimmt-nicht. Die Hündin Lara saß zu ihren Füßen und ließ sich genüsslich streicheln. Hannah bemerkte oft, dass ich Andrea beobachtete und verharmloste ihre Aussagen zusehend. Auf einmal hatte nicht Andrea die schlechteren Karten sondern sie die besseren.
Hannah scheint die deutlich souveränere der beiden Schwestern zu sein. Sie ließ uns dies beide gestern im Raum spüren, wer hier das Sagen hat. Zwei Frauen untereinander. Aber in erster Linie ist die eine meine Vermieterin. Und meine Vermieterin hat sich entschieden, mich zu dieser frühen Stunde anzurufen. Kein Kommentar.
„Hannah, ich hatte noch keine Kaffee. Was möchtest du?“ Ich atme tief und setze mich wieder aufs Bett zurück.
„Ich schließe den Laden um 12 und bin dann kurz danach bei dir. Kochst du was leckeres? Ich werde Hunger haben.“
„Wie spät is denn jetzt?“ Ich finde vom Bett aus keine Uhr in Sichtweite.
„Kurz vor zehn. Also, bis dann.“ Die Leitung ist stumm.
Was ist das? Ich fühl mich immer noch schlaftrunken oder so, als wenn ich träume. Hatte ich gerade eine Verabredung zum Mittagessen aus dem Bett aus gemacht? Ich will doch eigentlich nur langweilige Tage mit Erholung und Abschalten verbringen! Na gut, der Besuch von Hannah steht ja schon ein Weilchen aus. Die Vermieterin schaut nach dem Rechten. Machen das Vermieter nicht so? Sie rufen an und schauen vorbei. Ich fange an zu zweifeln. Das Verhalten ist untypisch, oder? Darüber kann ich bei einem Kaffee besser nachdenken.
Während die Maschine brummt, werfe ich einen Blick in meine Kühlschrank-Schatzkiste und entscheide schnell über den Lunch. Ich mach einen Caesar-Salat, denn dafür habe ich alles da. Ich werde die Hühnerbrust um 12 Uhr schön scharf anbraten. Dann wird das ein Genuss. Und während wir genießen, werde ich Hannah besser verstehen – vielleicht.
Ich gehe schnell duschen, lasse das Frühstück ausfallen und mache mich an den Salat. Ich finde auch noch Teigrohlinge für Baguettes im TIefkühlfach. Der Weißwein steht auch schon kalt. Beim zweiten Kaffee habe ich auch das Dressing fertig. Die Hühnerbrust schneide ich schon vor.
Es klingelt. Mein Handy. Ich habe es weit weg gelegt, weil es nicht in mein Leben passt. Hier hat niemand meine Handynummer. Das heißt, es kann nur die Arbeit oder die Familie sein. Beides ist nicht das, was ich gerade jetzt brauche. Nicht jetzt.
„Hallo!?“
„Du hast versprochen, du meldest dich regelmäßig bei uns, bei den Kindern.“ Diese Stimme und Tonlage bringe ich sofort mit persönlichem Unwohlsein in Verbindung. „Wir sitzen hier zu Hause und du haust einfach ab. Kannst du deine Midlifecrisis vielleicht mal kurz unterbrechen? Es kann ja wohl nicht sein, dass dir alles egal ist?“
Ich überlege, ob ich einfach auflege. Ich hatte gesagt, dass ich allein wegfahre. Ich hatte bereits einige Wochen vorher alles storniert, was sich meine Familie für die Weihnachtszeit so überlegt hatte. Ja, es kam sicher überraschend für alle, aber nicht für mich.
„Wieso? Ich zahle weiter euren Lebensunterhalt. Ihr müsst nichts entbehren.“
„Die Kinder vermissen dich.“ Sie vermisst mich also nicht – klar.
„Aha.“
„Mehr hast du dazu nicht zu sagen? Du verschwindest hier in einer Nacht-und-Nebel-Aktion und läßt mich mit den Kindern zurück. Nennst du das verantwortungsvoll, John?“
Das tue ich sicher nicht. Das hat meine Frau aber auch nicht interessiert, als sie jedes Wochenende noch zusätzlich arbeiten gegangen ist. Dann war ich mit den Kindern allein und habe Verantwortung übernommen. Es war immer das Gleiche: Wir haben nicht genug Geld zum Leben! So ein Quatsch. Sie wollte immer ein extravagantes Leben, im Zweifel auf nichts verzichten, ohne Ende Partys. Da war es nicht verwunderlich, dass der Monat manchmal zu lange war für das vorhandene Geld. Fakt ist, dass meine Frau immer nur nebenbei ein bisschen Arbeiten will. Kein vernünftiger Job so mit Ausbildung. Wozu? Es ging bisher auch so. Und wenn es ihr passte, schmiss sie alles hin. Wie oft habe ich gesagt: Mach doch was Richtiges! – Spinnst du? Und wer kümmert sich dann um die Kinder? – Das ist doch nicht das Thema. Das können wir uns doch teilen. – Nein, dann geh ich doch lieber auf zwei oder drei Arbeitsstellen! – Klar, so umgeht man gemeinsame Zeit mit dem eigenen Mann. Ich verstehe. „Was willst du?“
„Wann kommst du zurück?“
„Nicht vor Weihnachten. Ich habe das Haus bis 26.12. reserviert.“
„Waaaas? Du spinnst doch, John. Was soll der Mist mit Weihnachten? Komm sofort nach Hause!“ Das klingt sehr deutlich.
„Das wird nicht passieren. Ich kann hier nicht weg.“ Ich rede erstaunlich ruhig.
„Was hält dich da fest? Glaubst du etwa, ich werde das akzeptieren? Ich schmeiße dich endgültig aus unserem Haus.“ Ob sie sich selbst zuhört?
„Ich würde damit beginnen, die Schlösser auszutauschen. Dann muss ich klingeln, wenn ich meine Sachen hole.“
„Du nimmst mich nicht ernst. Es ist wie immer. Bleibe doch einmal ernst, John. Ich möchte von dir gern wissen, wie es jetzt mit uns weiter gehen soll.“
„Mit uns? Du meinst sicher, wie du dein Leben meistern willst, ohne dass ich dir den Arsch pudere, oder? Und schieb nicht immer die Kinder vor. “
Ich höre einen wütenden Aufschrei am anderen Ende der Leitung. „Es reicht. Ich gehe zum Anwalt. Der wird dich schon wieder dazu bringen, Verantwortung zu übernehmen.“ Sie legt auf.
Ich nehme das Handy und lege es wieder auf den Schrank. Das reicht. Ich habe noch einiges vorzubereiten, bis meine Vermieterin hier eintrifft.
Hannah klingelt pünktlich. Ich habe gerade die Hähnchenbrust fertig gebraten.
„Du kommst gerade richtig. Komme schnell rein. Heute ist es irgendwie ungemütlich. “
„Es ist kalt geworden“, bestätigt Hannah leicht fröstelnd. Sie legt ihren Mantel an der Garderobe ab, zupft ihren Schal zu recht. Sie trägt eine feine Bluse und Jeans. Nein, die kniehohen Stiefel behält sie an. Schließlich ist es ihr Haus.
„Lass uns an der Bar essen.“ Der Kochbereich hat einen kleinen Hochtisch mit zwei Barhockern. Mehr Gäste können dort nicht sitzen. Egal, ich habe ja nur Hannah als Gast.
„Es ist sehr lecker.“ Hannah kaut intensiv und läßt schnell die Gläser mit dem gekühlten Weißwein klingen. „Auf deine Ferien!“
Ich kaue schnell und hebe mein Glas. „Danke. Auf uns.“ Hatte ich gesagt, auf uns? Ich werde unsicher und tue ein bisschen so, als wenn ich mich verschluckt habe.
Hannah schmunzelt beim Kauen und schaut mir in die Augen. „Genau. Auf uns – der Vermieterin und den Mieter.“
„Genau.“ Ich atme kurz tief. „Ich hatte noch nie eine Vermieterin wie dich.“ So. Kurve bekommen, denke ich.
„Das liegt sicher an diesem tollen Mieter.“ Sie lächelt mit dem gesamten Gesicht. Ich finde sie dabei so richtig wunderschön und merke, wie mein Herz schneller schlägt. „Danke.“ Warum kann ich das Kompliment nicht erwidern? Es ist doch so einfach, aber mir schießt sofort das Ende des Telefonats mit zu Hause in den Kopf.
Ich merke, wie meine Mundwinkel leicht nach unten gehen und ich auf den Teller starre.
„Alles okay, John? Soll ich lieber nichts mehr sagen? Ich weiß ja eigentlich nichts von dir.“ Ihr Blick ist jetzt besorgt und irgendwie mitfühlend. Oh, Mann, diese Frau kann innerhalb von wenigen Augenblicken meine Seele zum Vorschein bringen.
Ich kaue wieder und schüttle meinen Kopf vorsichtig und dann fester. „Nein, es ist eigentlich nichts okay. Hier auf der Insel ist alles so perfekt. Aber mein Leben ist das Chaos. Wenn du zuhören willst, dann freue ich mich. Willst du meine ganze Geschichte hören? Ehrlich?“
„Nur heraus damit.“ Da kommt die weibliche Neugierde zum Vorschein. Sie legt die Gabel beiseite und stützt ihren Kopf in die Hand.
Mit „Verheiratet, 2 Kinder.“ fange ich an. Und dann erzähle ich alles, was in mir vorgeht. Hannah ist schließlich eine Frau. Vielleicht kann sie mir erklären, warum ich zu Hause nicht verstanden werde. Soweit ist es also schon gekommen: Ich frage andere Frauen über mein Verhältnis zu meiner Frau.
Sie nippt an ihrem Wein und ist am Anfang sehr schweigsam. Und ich rede: Ich fange weit zurück an, wo ich meine Frau kennengelernt habe. Da, wo alles noch in Ordnung schien. Ein junges Paar. Beide waren noch unerfahren, wie das Leben zu meistern ist. Wir haben uns geliebt. Heute sage ich, ich habe sie mehr geliebt. Und ich hatte eine spezielle Vorstellung von dem, was es meiner Meinung nach bedeutet, gemeinsam zu leben. Mir waren die anderen immer egal. Ich hätte auf jeden verzichtet, wenn ich nur bei ihr sein durfte. Das sah sie anders. Freiheit hieß die Devise – persönliche Freiheit. Ich lief Gefahr, zu sehr zu klammern und sagte daher Ja!, wenn sie es hören wollte. Wir nahmen uns persönliche Freiheiten: ich machte viel mit den Kindern, unsern Kindern, während sie nie einverstanden war, wieviel Geld wir zur Verfügung hatten. So ging sie abends und an den Wochenenden für „uns“ arbeiten. Schließlich wollten wir uns etwas leisten können. Ich hasste diese Partys, wo ich gar nicht so schnell trinken konnte, um als erster nicht mehr nüchtern zu sein. Sie gewann immer. Kein Alkohol, kein Spaß!
Ich fand dagegen gefallen im Job und hatte dort Menschen, die mir nah waren. Es war egal, ob es zehn oder mehr Stunden waren. Die Kinder schliefen früh und die Frau war arbeiten. So konnte ich abends am Laptop immer noch eine Ehrenrunde einlegen. Es machte auch Spaß, bis ich merkte, dass es mir keiner dankte.
Ich ende in meiner Geschichte damit, dass ich den Entschluss gefasst habe, eine Auszeit zu brauchen. Sicher kommt jetzt ein Das-hast-du-dir-selber-eingebrockt! Oder?
Ich mache eine Pause und schaue kurz zu Hannah hinüber. Aber sie blickt mich weiterhin erwartungsfreudig an, als wenn sie darauf wartet, dass ich mehr erzähle.
„Dein Urteil?“
„Das würde ich mir nie erlauben, denn es ist dein Leben.“ Sie nimmt ihren Kopf hoch und trinkt weiter ihren Wein. „Aber es sind immer zwei Seiten.“ Sie kneift ihre Augen ein wenig zusammen.
„Ich weiß. Das ist es immer.“
„Nein, nein. Das ist es nicht. Ich höre ja hier nur dich. Ich will auch keine Partei ergreifen für deine … Frau. Ich versuche nur zu verstehen, warum jemand … sie … also deine Frau … dich einfach gehen lässt.“
„Genau das tut sie ja nicht.“
„Nein, ich meine, sie scheint zu verkennen, was sie an dir hat.“
Ich gieße ihr Wein nach. „Ich bin am Ende doch nur ein Mann. Da gibt es doch viele.“ Dabei muss ich kurz auflachen.
„Ja, mag sein. Aber ich höre hier einen sehr einfühlsamen Mann. Ich höre ihm zu. Wie kann eine Frau so, so unsensibel sein? Ich meine … sie hat dich doch so kennengelernt. Da muss ich doch was draus machen?“
Ich wundere mich über diese Worte. „Was meinst du?“
Hannah steht vom Hochstuhl auf und legt mir ihre Hand auf die Schulter. So als will sie sagen: Armes schwarzes Schaf!
„Ich habe dich gesehen und gedacht: Der Typ gefällt mir. Und mit jedem mal, wo ich mehr von dir erfahre, möchte ich gern mein Schwert ziehen und den Drachen töten.“
„Ist das nicht ein klassische Männerrolle, von der du sprichst? Die Ritter sind immer die Jungs.“ Ich bin mir nicht sicher, ob sie von mir spricht.
„Egal.“ Sie schwingt ihren Arm durch die Luft, fast so, wie ein imaginäres Schwert. „Ich habe den Wunsch, etwas für dich zu tun, nicht nur als Vermieterin.“
„Ich habe ja schon alle Wochenmieten gezahlt.“
„Ich würde es dir sofort zurückerstatten, wenn du willst. Unter Freunden verlangt man kein Geld.“
„Danke.“ Ich schaue verlegen auf mein Glas. „Aber es ist okay so.“
„Oh, Mann, John.“ Hannah greift meinen Arm und zieht mich. „Komm wir setzen uns aufs Sofa.“
Hannah setzt sich nicht direkt neben mir, sondern auf die kurze Ecke, so dass sie mich gut sehen kann. Und ich kann sie auch gut sehen.
„Möchtest du noch einen Espresso?“ Ich versuche ein bisschen das Thema zu wechseln.
„Gern, aber jetzt bleibst du bitte erstmal sitzen.“ Bumm. Dann mache ich das mal.
Ich ziehe die Beine auf die Couch und harre der Dinge, die jetzt kommen mögen.
„Ich möchte, dass du deine Auszeit hier auf der Insel genießen kannst.“
„Das tue ich doch schon.“
„Nein, mehr.“
„Was?“
„Magst du mich?“ Hannah lächelt und blinzelt mich an. War das eine Anmache? Das kann ich kaum glauben.
„Ja, du bist nett.“ – “ Nett ist die kleine Schwester von …“
„Sorry, aber ich verstehe immer noch nichts.“
„Pass auf.“ Hannah springt vom Sofa auf und stellt sich demonstrativ vor das Fenster, so dass ich sie nur noch schemenhaft erkennen kann. „Du hast das Haus bezahlt. Ich möchte dir aber gern was zurückgeben. Geld willst du nicht. Da ich nicht viel zu bieten habe und ich mich nicht als deine Maitresse anbieten möchte, kommt nur eins in Frage.“ Sie bewegt sich ein bisschen wie eine Schlange.
„Und das wäre?“ Mir ist gerade nicht so ganz klar, was sich hinter einer Maitresse verbirgt.
„Ich werde … dein … persönlicher … Insel-Guide, dein Inselführer. Ich zeige dir alles, was es hier zu sehen gibt, egal, was du sehen magst. Und dann schaue ich ganz intensiv, dass es dir gut geht, mein Lieber.“ Bei den letzten Worten ist sie wieder auf das Sofa zurückgekommen und sitzt jetzt direkt neben mir, so dass ich sie fast spüren kann.
„Ich gebe zu, das klingt gut.“ Das Lächeln kommt ganz ehrlich aus meinen Herzen.
Hannah streicht sich ein Haar aus der Stirn. „Und jetzt nochmal! Gefalle ich dir?“
„Oh ja. Alles andere darf ich doch jetzt nicht sagen.“ Ich bin gespannt auf ihre Reaktion.
Hannah springt auf und hüpft einfach so in die Höhe. „Yes!“
Sie setzt sich wieder. „Wann willst du abreisen?“
„Nach Weihnachten?“ Ich bin mir aber nicht wirklich sicher, ob das so sein wird.
„Super.“ Hannah rutscht zu mir, küsst mich intensiv auf die Wange. „So, mein lieber John, ich verspreche dir, du wirst nach Weihnachten nicht mehr …gehen …wollen…“
Ich bin mir zu diesem Zeitpunkt auch sehr sicher: Es wird gar nicht so schwer, dieses Versprechen einzuhalten. Momentan passt hier alles. Und Hannah ist eine tolle Frau. Es kribbelt, wenn sie an meiner Seite ist.
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